[Blogtour] Wind von Westen – Interview mit Cordula Broicher [+Gewinnspiel]
„Wind von Westen“ ist eine Geschichte über deine eigenen Vorfahren. Wie bist du überhaupt auf diese Idee gekommen?
Ich habe vor einigen Jahren mit Ahnenforschung begonnen und bin dabei über die Daten von Balthasar und Agnes „gestolpert“. Die Heirat der beiden, so kurz nach dem Tod von Agnes‘ erstem Ehemann, hat meine Fantasie beflügelt. Was mochte die beiden dazu bewogen haben? Und so begann ich die Lebensgewohnheiten der bäuerlichen Oberschicht im ausgehenden 18. Jahrhundert zu recherchieren.
Ist über Personen, die wirklich gelebt haben, zu schreiben anders als über fiktive Charaktere? Wenn ja, inwiefern unterscheidet es sich?
Ja, für mich ist es etwas völlig anderes. Irgendwie habe ich dabei mehr das Gefühl, ihnen gerecht werden zu wollen. Sie mit Pietät zu behandeln, ist mir wichtig, während ich mit fiktiven Figuren umgehen kann, wie ich möchte.
Wieso hast du dich für Balthasars Geschichte entschieden? Was reizte dich besonders an ihm und seinem Leben?
Der Kirchhof, auf den Balthasar einheiratete, war nachgewiesener Weise zu diesem Zeitpunkt hoch verschuldet. Balthasar hat ihn in relativ kurzer Zeit wieder hochgewirtschaftet, wobei er sicher durch die historischen Umwälzungen unterstützt wurde, zudem aber wohl auch die „Neuerungen“ in der Landwirtschaft zu nutzen wusste, die gerade im ausgehenden 18. Jahrhundert entwickelt wurden. Wie so oft in Kriegszeiten schlidderten auch in dieser Zeit viele Bauern in den Ruin, während andere die Umstände zu ihrem Vorteil ausspielen konnten. Balthasar gehörte offensichtlich zu Letzteren, denn er kaufte nach der Säkularisierung nicht nur den Godorfer Dohmenhof. 1818 folgte der Kirchhof und Anfang der 1820er noch der Godorfer Sioniterhof.
Kann man in Zukunft noch mehr historische Romane von dir erwarten? Vielleicht sogar noch auf Basis von anderen Vorfahren?
Recherchiert habe ich bis 1814, dem Ende der französischen Besetzung von Köln, deshalb spiele ich mit dem Gedanken, anhand der bekannten Figuren noch einen Roman zu schreiben, in dem Tilla die Hauptperson wäre.
Wer ist dein persönlicher Lieblingscharakter auf „Wind von Westen“? Und wen kannst du gar nicht leiden?
Mein Lieblingscharakter ist eindeutig Tilla. Sie hat so ein offenes, herzliches Wesen. Simon Wieser dagegen ist ein Mann, auf den ich im wahren Leben gut und gerne verzichten könnte.
Welche Macken und Marotten hast du beim Schreiben?
Macken und Marotten? Das fällt mir schwer zu beantworten, da ich leider nicht mit irgendwelchen skurrilen Ritualen aufwarten kann. Mir ist sehr wichtig, dass meine Figuren ein Eigenleben entwickeln. So geistern sie während des Schreibprozesses permanent durch meinen Kopf und führen oft lebhafte Diskussionen. Da kann es schon mal passieren, dass ich während realer Gespräche etwas zitieren will, das nur fiktiv stattgefunden hat. Manchmal fällt mir das erst im letzten Moment wieder ein.
Was können wir in näherer Zukunft von dir als Autorin erwarten?
Zurzeit schreibe ich am dritten Band zu meiner Zülpicher Trilogie. Ein weiterer Frauenroman steht auf dem Zettel, ebenso wie eventuell eine Fortsetzung der Broicher-Geschichte.
Ich möchte mich herzlich bei Cordula Broicher für das Interview bedanken und würde mich sehr freuen, irgendwann vielleicht einen Roman über Tilla oder Lisbeth (meine Lieblingsperson aus dem Buch) zu lesen.
9 Kommentare
Bettina Hertz
Guten Morgen,
ein sehr schönes Interview einer sympathischen Autorin. Ich selbst lese unheimlich gerne historische Romane. Über den eigenen Vorfahren zu schreiben, finde ich schon außergewöhnlich.
Meine Frage wäre, wie haben Personen aus deinem Umfeld (Familie, Ort des Geschehens) reagiert, dass du über "reale" Charaktere schreibst?
Liebe Grüße Bettina
bettinahertz66@googlemail.com
Ute Z
Guten Morgen,
ich bin immer für so Fragen wie Hauptberuflich oder wie wird die Zeit eingeteilt zum schreiben. Oder wann schreibt man am liebsten usw so Dinge zum schreiben selbst. Oder nach Hobbys kommt halt drauf an wie sich ein Gespräch entwickelt. Wo bei ihr ja auch Hintergründe zu Familie was wären verdammt ich würde die Arme dann wohl löschern hihi.
Liebe Grüße
Ute
Samuel
Hey,
ich würde sie fragen, was sie selbst gern liest.
Liebe Grüße, Samuel
info@win-com.de
Sonja / Wildpony
Das klingt super spannend und ich würde gern folgende Frage stellen:
Kann man sich als Autorin bei Recherche für ein Buch auch selbst gefühlsmäßig in die Vergangenheit versetzen. Erlebt man da selbst Teile des Buches direkt realitätsnah mit?
Bin sehe neugierig auf das Buch.
Liebe Grüße
Sonja
Anonym
Hallo,
Ein sehr interessantes Interview! Ich würde fragen, wie genau sie bei der Recherche vorgegangen ist.
Liebe Grüße
Curin
Daniela Schiebeck
Dankeschön für das tolle Interview. Ich würde fragen, woher sie ihre schönen Inspirationen nimmt.
daniela.schiebeck@t-online.de
Liebe Grüße,
Daniela
Sabine Kupfer
Hallo,
mich würde interessieren wie viel Zeit die Recherche in Anspruch genommen hat.
LG
SaBine
Anonym
Hallo
Tolles und interessantes Interview.
Meine Frage wäre : Gibt es ein Forbild und wenn ja wer ?
Kann sich die Autorin vorstellen z.B mit Nora Roberts gemeinsam ein
Buch zu schreiben .
Liebe Grüße Margareta
margareta.gebhardt@gmx.de
karin
Hallo und guten Tag,
gerne stelle ich auch eine Frage…wie geht die Autoren so im Allgemeinen mit Kritik um?
LG..Karin…