[Rezi] Kate Ling – Wir zwei in fremden Galaxien [Ventura-Saga]
Klappentext
Die 17-jährige Seren lebt seit ihrer Geburt auf der Ventura und steht kurz vor der Abschlussfeier ihres Schuljahrgangs. An diesem Tag wird nicht nur entschieden, in welchem Bereich des Raumschiffs sie in Zukunft arbeiten soll, vor allem wird bekanntgegeben, wer aus dem aktuellen Jahrgang zu ihrem Lebenspartner ausgewählt wurde. Doch Seren hat ein Problem, denn sie hat sich verliebt. Mit dem spanischstämmigen Domingo, kurz Dom, erlebt sie echte Gefühle, das Herzklopfen der ersten Liebe. Doch beide wissen, dass sie damit gegen alle Regeln verstoßen und nur heimlich zusammen sein können. Als sich für das junge Paar eine Möglichkeit ergibt, das Raumschiff zu verlassen, muss Seren sich entscheiden. Will sie die sicheren Räume der Ventura verlassen, ohne zu wissen, ob sie außerhalb überleben können? Aber was ist die Alternative?
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Zitat
„Manche Leute behaupten, Liebe ist nicht wie im Kino, solche Momente existieren überhaupt nicht. Aber diese Leute behaupten das nur, weil ihnen selbst noch nicht passiert ist. Weil es den meisten Leuten nie passiert. Aber es gibt diese magischen Momente, und das hier ist einer von ihnen.“ – Kapitel 14, Seite 130/131.
Gestaltung
„Wir zwei in fremden Galaxien“ ist momentan als ebook, Hörbuch und als Hardcover verfügbar. Ich persönlich habe im Rahmen der Lesejury eine Druckfahne gelesen, welche der gebunden Ausgabe entspricht.
Mir gefällt das deutsche Cover sehr gut. Ich denke, es sollte die angepeilte Zielgruppe der weiblichen Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren ansprechen. Allerdings empfinde ich, dass das Originalcover mehr mit dem Buch zu tun hat. Das Buch beginnt nämlich mit einer Beerdigung bei der immer die Szene von wegfliegenden Vögeln gezeigt wird und dies wurde schön im englischen Cover aufgegriffen. Allerdings verstehe ich, dass man das Cover geändert hat, da ich – als deutsche Leserin – im Buchladen wohl eher auf das lilafarbende Cover aufmerksam geworden wäre.
Das Innere ist eher schlicht gehalten. Die Kapitel tragen keine eigenen Titel. Über jedem neuen prankt in größerer Schrift „Kapitel x“, wobei x durch die jeweilige Zahl der Kapitels zu ersetzen ist. Es ist also nichts besonderes. Ich glaube, da hätte man sich mehr einfallen lassen können.
Insgesamt eine nette Gestaltung, welche aber kaum Besonderheiten aufweißt, die sie im Meer der Jugendbücher herausstechen ließe.
Meine Meinung
Für „Wir zwei in fremden Galaxien“ hatte ich mich bei der Lesejury beworben und wurde ausgewählt es lesen zu dürfen. Die Grundidee gefiel mir. Wie ergeht es eigentlich den Generationen auf einem Generationenschiff, die sich nicht dafür entschieden haben, sondern nur das Leben im All kennen?
Seren ist zu Beginn eine geniale Protagonistin. Ihr Sarkasmus gemischt mit Zynismus ist einfach unheimlich witzig und liest sich toll. Nebenbei erfährt man, wie es auf dem Schiff eigentlich so zugeht und welche Regeln und Pflichten es gibt. Doch wie der Klappentext schon ankündigt, verliebt sie sich und nicht in den ihr zugewiesenen Lebenspartner. Ab dort beginnt die Geschichte in meinen Augen schlecht zu werden.
Sobald Seren auf Dom trifft, schaltet sich ihr Gehirn ab. Ihre gesamte Welt dreht sich nur noch um ihn. Ich verstehe es soweit, dass die ungeplante Liebe verboten ist auf der Ventura und dieses Gefühl natürlich etwas aufregendes ist. Es ist dennoch kein Grund alles über Bord zu werfen und unnötige Risiken einzugehen. Seren entwickelt sich von der lustigen, aber pessimistischen Protagonistin zurück zu einer Teenagerin in der Höchstphase der Hormone. Sie scheint aufzuhören logisch zu denken und reagiert impulsiv, was ihr mehr Schaden als Vorteile bringt.
Weiterhin gestört hat mich ihre Freundin Emme, wobei Freundin hier eigentlich in Anführungszeichen gesetzt werden müsste. Denn abgesehen davon oberflächlich zu sein, zeichnet sie sich durch ihre Abwesenheit aus. Im ganzen Buch taucht Emme vielleicht dreimal auf. Eine Freundschaft sehe ich zwischen Seren und ihr nicht, eher eine Zweckbekanntschaft aus der Erziehung – so heißt die Schule auf der Ventura.
Auch Dom blieb relativ blass als Charakter. Viel von ihm erfährt man eigentlich nicht. Zwar, dass er eine gewisse Vorgeschichte und natürlich auch eine zugeordnete Lebenspartnerin hat, aber sonst biegt er sich so wie es gerade zur Geschichte passt. Ezra, welcher durch Serens Augen das Böse in Person ist, wurde mir mit der Zeit immer sympathischer. Ich hatte sogar Mitleid mit ihm. Seren hätte ich nichtmal geschenkt haben wollen und er muss sie auch noch heiraten. Vor allem gibt sie ihm nicht mal eine wirkliche Chance, dass sie einander besser kennenlernen könnten.
Wie bereits gesagt, wirklich positiv an dem Buch ist die Idee. Allerdings rückt mit der Zeit das Schiff und das Leben dort leider in den Hintergrund, da die viel zu schnelle Liebesgeschichte sich in den Vordergrund drängt. Würde man dies durch weitere Perspektiven, auf welche ich in Band 2 hoffe, erweitern, wäre es das Potenzial besser genutzt.
Allerdings muss ich Kate Ling einen genialen Schreibstil zusprechen. Er ist sehr locker und es fühlt sich wirklich so an als würde Seren einem die Geschichte als gute Freundin erzählen. Mich konnte der Schreibstil trotz der eher mageren Geschichte ans Buch fesseln, so dass ich die vorgegebenen Leseabschnitte immer am Stück durchgelesen habe.
Trotz aller Kritik möchte ich Band 2 lesen, da am Ende ein gewisser Cliffhanger entstand, der mich reizt. Ebenso sind noch einige Fragen offen, welche ich gerne geklärt hätte.
Fazit
Ein genialer Schreibstil, welcher mich ans Buch gefesselt hat, kann leider nicht über die aufdringliche Liebesgeschichte und die nervige Protagonistin sowie ihre blassen Kumpanen hinwegtäuschen.
Wertung
Einen herzlichen Dank an den One Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.
Ventura-Saga
- Wir zwei in fremden Galaxien
- Wir zwei in neuen Welten*
- The Truth of Different Skies*