Klappentext
Ein schwuler Prinz, der für Nachkommen sorgen muss, eine depressive Fürstin, die nicht an Depressionen glaubt, ein Rosenkavalier, der die Welt retten will, eine Prinzessin mit gebrochenem Herzen und Jagdgewehr. Und mittendrin eine junge Groschenromanautorin, die eigentlich aufhören will mit Schund und Kitsch, aber ausgerechnet dafür das Literaturstipendium auf Schloss Rosenbrunn bekommt.
Für vier von ihnen brechen herrliche Zeiten an. Der Fünfte wird diesen Herbst nicht überleben.
Zitat
„Ein schwulenfeindlicher Prinz und eine rassistische Prinzessin, und ich allein mit einem Bündel sterbender Rosen in einer hässlichen Vase. Die erste lässt schon ihren Kopfen hängen. Langsam verstehe ich den Vorzug von Trockengestecken.“ – Seite 129.
Meine Meinung
Eine Geschichte, die sich um einen schwulen Prinzen, eine depressive Fürstin, einen Rosenkavalier und eine Liebeskummer geplagte Prinzessin dreht, ist eigentlich genau meins. Das dann noch kombiniert mit einer Heftromanautorin, die in all das irgendwie unfreiwillig reingerät, da bin ich doch dabei.
Wenn ich dem Buch eines lassen muss, dann dass es überrascht. Das Ende habe ich so bei Weitem nicht erwartet und irgendwie finde ich das sogar richtig gut. Allerdings weiß ich nicht, was ich von der Botschaft, die eben jenes Ende auch sendet, halten soll. Es ist logisch für die Charaktere, könnte aber für ebenfalls Betroffene die falsche Botschaft senden. Allerdings handelt sich hier um einen Roman für Erwachsene, bei denen ich hoffe, dass sie in diesem Thema und ihrer Persönlichkeit bereits so gefestigt sind, dass sie sich nicht von einem einzigen Buch beeinflussen lassen.
Man merkt, dass Anna Basener auch selbst Heftromane geschrieben hat, zeigen sich doch immer wieder dramatische Elemente eben jener in „Schund und Sühne„, was ich als eine gelungene Persiflage für das Genre empfunden habe. Ich frage mich, ob in Protagonistin Kat, die als einzige in der ersten Person erzählt, nicht auch ein wenig was von der Autorin selbst drin steckt.
Das Buch an sich spielt immer mal wieder auch auf reale Ereignisse und Personen an. Besonders in puncto Gratzi und Seph wird hier viel Inspiration von der Realität genommen. Dennoch bleiben sie ihre eigenen Charaktere. Eigentlich kam ich nur mit einem Charakter nicht klar: Moritz. Zu ihm fand ich einfach keinen Zugang, aber immerhin habe ich dank ihm etwas über Rosen gelernt.
Die Geschichte an sich ist eigentlich nicht allzu ereignisreich und würde sich wohl in einem Absatz recht gut zusammenfassen. Allerdings unterhalten die Dialoge immens. Zum Ende hin hingegen habe ich doch etwas zu kritisieren. Es fühlte sich an als hätte plötzlich George R.R. Martin das Steuer an sich gerissen und geschrien: „Wenn du denkst, dass das ein Happy End hat, hast du nicht aufgepasst.“ Zugleich wurde es ähnlich dramatisch als würde man eine Telenovela schauen. Als jemand der ein großer Fan von „Dynasty“ und „The Royals“ ist, war es aber widerrum auch sehr passend für den Roman.
Was mir allerdings wirklich sauer austößt, ist der Preis. 18,99€ für eine Klappbroschur von etwas mehr als 200 Seiten empfinde ich schon als sehr teuer, wenn man für den gleichen Preis schon Hardcover bekommen kann. Hier hoffe ich, dass sich der Verlag noch bald für eine günstigere Taschenbuchversion entscheidet.
Fazit
„Schund und Sühne“ ist „The Royals“ in Romanform mit einem Setting in der niedersächsischen Provinz. Mit Persiflagen an den modernen Adel und dem idealisierten Romanheftadel kann „Schund und Sühne“ überzeugen, wenn auch das Ende einen pfaden Beigeschmack hat.
Wertung
Einen herzlichen Dank an den Eichborn Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.
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